Kunsthistorikerin M.A.
Dipl. Restauratorin für Gemälde und gefaßte Skulpturen
RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN BEI GEMÄLDEN
Kunstwerke unterliegen natürlichen Altersprozessen. Einige davon,
wie Pigment- und Bindemittelveränderungen in der Malschicht,
sowie Craqueléebildungen/Altersrisse, verwölbte Holztafeln etc. sind irreversibel und müssen als gegeben akzeptiert werden.
Andere wie erschlaffende und deformierte Leinwände oder auch durch Staub, Schmutz, Nikotin und Fliegenkot verschmutzte Malschicht-/Fassungs-Oberflächen können und sollten behandelt werden.
Konservatorische Maßnahmen dienen der reinen Pflege und Erhaltung eines Kunstwerks, sie wirken prophylaktisch, substanzerhaltend. Hierunter fallen z. B. die Wiederherstellung der Leinwandspannung,
die Oberflächenreinigung der Vorder- und Rückseite, die Anfertigung eines Rückseitenschutzes, die fachgerechte Wiedereinrahmung.
Restauratorische Maßnahmen sind nötig, wenn über die natürlichen Alterungsphänomene hinaus Schäden an den Kunstwerken auftreten, wie z. B. Risse, Löcher, Kratzer, Beulen und Dellen bei Leinwandgemälden, eingelaufene/geschrumpfte Leinwände, offene Fugen bei Tafelgemälden, verlorene oder gebrochene Holzteile bei Skulpturen und Rahmen, Anobienbefall, Malschicht- und Fassungsverluste …
Darüber hinaus wirken farblich umgeschlagene, ältere, auch übermalende Retuschen, sowie stark vergilbte und degenerierte Firnisüberzüge ästhetisch sehr störend auf den Gesamteindruck.
Hier sind weitere Arbeitsgänge notwendig wie:
OBERFLÄCHENREINIGUNG
Staub- und Schmutzablagerungen, sowie Fliegen-
kot beeinträchtigen nicht nur die Ablesbarkeit
eines Kunstwerkes, sie wirken zudem als Nährboden für Mikroorganismen und aggressiv
auf Pigmente und Bindemittel. Eine trockene
oder feuchte Reinigung der Gemäldevorder- und
-rückseite ist daher obligatorisch.
RÜCKSEITENSCHUTZ LEINWANDGEMÄLDE
Ein Rückseitenschutz dient als Klimapuffer,
Staub- und Schwingschutz und beugt mechanischen Verletzungen vor.
Eingelegt wirkt er zusätzlich stabilisierend
für fragile Bildträger.
RÜCKSEITENSCHUTZ TAFELGEMÄLDE
Bei Tafelgemälden wirkt ein aufgelegter
Rückseitenschutz als Klimapuffer. Mit Balsaholz wird die Verwölbung des Holzträgers aufgenommen und aufgeleimte Klötzchen ausgespart bis rückseitig eine Ebene erreicht ist.
LEINWAND-RISSVERKLEBUNG
Risse und Löcher entstehen durch mechanische
Stoßeinwirkung auf die Leinwand. Unter dem Stereomikroskop verkleben wir die gerissenen Fäden fadengerecht. Entsprechend fügen wir in ein Loch ein vergleichbares Gewebe wie eine Intarsie ein.
LEINWAND-RISSVERNÄHUNG
Rissvernähungen werden als Alternative bzw.
als Ergänzung zur Verklebung angewendet.
Es wird dabei in elastische Leinwände
unter dem Stereomikroskop ein chirurgisches Nahtmaterial als Stützfaden eingewebt.
LEINWAND-ANRÄNDERN
Besitzt ein Gemälde keine ausreichende Lein-
wandspannung mehr und sind die Spann-kanten durch korrodierte Nägel ausgerissen, muss das Bild abgespannt werden.
Die Umschlagränder können so lokal begrenzt mit einer zweiten Trägerleinwand verklebt/angerändert werden, damit das Bild wieder
spannbar ist.
LEINWAND-STRECKEN
Leinwände sind hygroskopisch und reagieren
auf Feuchtigkeitsschwankungen. Fehlt die Spannung kann der Leinwandträger einlaufen, die Malschicht hat keinen ausreichenden Platz mehr, wird gestaucht, löst sich vom Untergrund und stellt sich schüsselartig auf.
Mit Hilfe des Heiber'schen Streckrahmens können geschrumpfte Leinwände kontrolliert
gestreckt werden.
LEINWAND-AUFSPANNEN
Nicht keilbare, originale Spannrahmen werden
mit Tensor-Eckspannern und zur Bildseite hin
mit einer Abstandsleiste versehen, so dass das aufgespannte Leinwandgemälde später noch spannbar ist.
HOLZ-VERLEIMUNG
Eine z. B. durch Vandalismus komplett geöffnete
Fuge an einem Tafelgemälde wird mit Hilfe von verschiedenen Zwingen neu verleimt.
HOLZ-ERGÄNZUNG
Durch Alterung und Schwund können sich Fugen
bei Holztafeln partiell öffnen. Breitere Spalte können partiell mit Weichhölzern ausgespänt werden.
HOLZ-ANOBIENBEHANDLUNG
Zier- und Spannrahmen, sowie Holztafeln und
Skulpturen können von Anobien/Insekten befallen sein. Diese müssen behandelt werden. Verschiedene Verfahren bieten sich an:
eine thermische Behandlung, eine Behandlung mit CO2- oder N2-Gas unter Ausschluss von Sauerstoff oder aber die Einbringung eines
biologischen Holzschutzmittels.
FESTIGUNG
Bei Malschichtabhebungen oder -lockerungen
ist eine Festigung der Farbschicht unerlässlich. Aufstehende Schollenränder (Schüsselbildung) der craquelierten Malschicht werden niedergelegt.
KITTUNG
Fehlstellen in der Malschicht müssen an das
Niveau der umgebenden Malschichtränder angeglichen, d. h. ausgekittet werden.
Die Struktur oder Pastositäten der Malerei versuchen wir dabei zu imitieren.
FIRNISABNAHME
Ein Firnis ist ein Überzug aus Harzen, der die
Malerei schützt und ihr Glanz und Tiefenlicht verleiht. Mit der Alterung unterliegt er einer natürlichen Vergilbung/ Verbräunung und Versprödung.
Aus ästhetischer oder konservatorischer Sicht kann eine Abnahme des Firnisses erforderlich sein.
UV-UNTERSUCHUNG
Mit Hilfe von UV-Licht lässt sich durch Fluores-
zenzphänomene der Zustand des Firnisüberzugs erfassen. Eingriffe, wie partielle Firnisabnahmen
und -dünnungen, sowie der Auftrag und
Umfang von Retuschen und Übermalungen (Fluoreszenzlöschung = erscheint schwarz) werden deutlich sichtbar.
RETUSCHE
Die Retusche wird mit lichtechten Pigmenten in reversiblen Techniken oder mit speziellen Retuschierfarben ausgeführt. Ziel der Retusche
ist es, Schäden und Verletzungen der Malschicht-oberfläche optisch zurückzudrängen und die Ablesbarkeit der Malerei ästhetisch wieder-herzustellen.
RAHMUNG
Die Pflege und Restaurierung historischer Rahmen
fällt ebenso in mein Aufgabengebiet, wie die Ergänzung und Vergoldung von Rahmenorna-menten. Gerne helfe ich Ihnen auch bei der Suche nach historischen oder neuen Rahmen.
PRESSESTIMMEN:
"Mikrooperationen an
lebenden Gemälden
Zusammenspiel von Form und Inhalt: In einer denkmalgeschützten Tübinger Bauhaus-Villa werden beschädigte Kunstwerke von Fachfrauen restauriert"
Restaurierung des hl. Fidelius
Restaurierung eines monochromen Bildes
Restaurierung des Schäufelein-Altars